Verlockende Preise. Dabei kostet bei den Fälschern eine 12-Mark-Karte zwischen sechs und neun Mark. Die autorisierten Großhändler verlangen elf Mark und mehr. Entsprechend verlieren sie an Geschäft: Bei der Mönchengladbacher Tobaccoland, die Karten im Wert von 300 Millionen Mark an Kioske verkauft, sank der Absatz in den vergangenen Monaten im Schnitt um knapp zehn Prozent.

Bernd Neifer, Chef des gleichnamigen Oberhausener Großhändlers, der bundesweit 25 000 Verkaufsstellen beliefert, klagt gar über "Umsatzrückgänge bis zu 25 Prozent". Klaus Ott, Sprecher des Verbandes der Deutschen Tabakwaren-Großhändler, rechnet in diesem Jahr mit einem "um 60 Millionen Mark" rückläufigen Geschäft.

Hilflose Polizei. Die Kölner Kripo nahm kurz vor Ostern drei Händler fest, die in Aachen einige hundert Telefonkarten verkaufen wollten - "wiederaufgeladen, das wurde technisch festgestellt", betont Regine Appenrodt, Sprecherin der Kölner Staatsanwaltschaft. Wenige Tage später mußten die Verdächtigen wieder freigelassen werden: Bisher ist noch nicht recht klar, was ihnen vorgeworfen werden kann. Denn ein Schaden entsteht der Telekom erst, wenn die ahnungslosen Kartenkäufer telefonieren. Die Straftat selbst aber begeht, wer per Computer die Telefonkarten außerhalb der Landesgrenze auflädt. Kommentar des renommierten Strafrechtlers Peter Cramer: "Nach meiner Auffassung handelt es sich um das Erschleichen einer Leistung nach 265a Strafgesetzbuch."

Telefonkartenbörse: El dorado für Sammler

Für Kuriositäten zahlen Telefonkartenfans auf den Sammlermärkten einige tausend Mark. Durch Betrügereien stiegen auch die Preise für Standardkarten.

Etwa 30 000 Bundesbürger sammeln Telefonkarten. Sie treffen sich auf Börsen und Märkten, um rare Exemplare zu tauschen oder zu verkaufen. Der größte Fan der Republik ist der Freiburger Fahrradhändler Thomas Niehaus. Er besitzt 14 000 der 16 600 verschiedenen Karten, die bisher auf den Markt kamen.

Hohe Preise erzielen allerdings nur Ausgaben mit geringen Auflagen, Kuriositäten oder ausgefallene Motive. Als wertvollste Karte gilt derzeit ein Testprodukt aus dem Jahr 1983, für das 20 000 Mark gezahlt wurden.

Leere Standardkarten waren dagegen nahezu wertlos. Bisher brachten sie unter Sammlern nur fünf Pfennig pro Stück. Durch die Betrugsmasche stiegen die Preise mittlerweile auf über eine Mark.